Klassifizierung & Märkte
- Überwachung und Durchführung der öffentlichen Schlachtviehmärkte
- Durchführung der neutralen Qualitätseinstufung von Lebendtieren und Schlachtkörpern
- Sicherstellen der wöchentlichen Preisermittlung
- Ausführen von Marktentlastungsmassnahmen
- Beantragen der Importmengen
- Kontrollaufgabe in Zusammenhang der Ermittlung des Schlachtgewichts
Des Weiteren laufen zahlreiche privatrechtliche Dienstleistungen im Auftrag der Branche im Geschäftsbereich Klassifizierung und Märkte zusammen.
Öffentliche Schlachtviehmärkte
Die überwachten öffentlichen Schlachtviehmärkte konnten planmässig durchgeführt werden. Die traditionellen Märkte werden weiterhin genutzt und erfreuen sich grosser Beliebtheit. Die Anzahl Tiere unterliegt den natürlichen Schwankungen des Marktes.
Anzahl Tiere auf öffentlichen Märkten | 2022 | 2023 |
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Rindviehmärkte |
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Anzahl Märkte | 646 | 623 |
Aufgeführte Tiere | 59'268 | 55'271 |
Durchschnittliche Auffuhr | 92 | 89 |
Übernahmen | 300 | 405 |
Schafmärkte |
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Anzahl Märkte | 289 | 288 |
Aufgeführte Tiere | 64'482 | 64'844 |
Durchschnittliche Auffuhr | 223 | 225 |
Übernahmen Schlachtschafe | 431 | 1'580 |
Übernahmen Weidelämmer | 278 | 87 |
Marktentwicklung
Der Rindviehmarkt in der Schweiz war auch im Jahr 2023 sehr erfreulich. Das ganze Jahr über konnten stabile Fleischpreise auf einem anständigen Niveau realisiert werden, welche nur leicht unter denjenigen des Vorjahrs lagen. Der Inlandanteil beim Rindfleisch lag im vergangenen Jahr mit rund 84 % leicht über den Vorjahren, weshalb die Importmenge von Rindfleisch in der Folge zurückging. Die Zusammenarbeit der Vertreter der Produzenten und Verwerter funktioniert, was sich einmal mehr daran zeigt, dass der Schweizer Markt mit dem, was notwendig ist, versorgt werden kann.
Auch im Kälbermarkt konnten im Geschäftsjahr 2023 weiterhin stabile Preise realisiert werden, welche jedoch das Niveau des Vorjahres nicht ganz erreichten. Eine Herausforderung war es, gegen Ende Jahr die Tränkekälber zu platzieren. Der Hauptgrund dafür sind die begrenzten Mastplätze, welche aktuell zur Verfügung stehen.
Der Schafmarkt verzeichnete im Jahr 2023 sehr hohe Marktauffuhren von Schlachtlämmern. Gesamthaft wurden 2’513 Tiere mehr auf den Märkten gehandelt als im Jahr 2022. 1’609 Tiere wurden allein in den ersten drei Monaten mehr gehandelt als in der Vorjahresperiode. Das hat dazu geführt, dass eine grosse Anzahl dieser Mehrauffuhren zugeteilt werden mussten. Ein Grund für diese Situation war unter anderem eine Zunahme des Einkaufstourismus, wodurch es kurzfristig ein Überangebot an Schlachtlämmern gab.
Besonderheiten im Schweinemarkt
Der Schweinemarkt war Ende 2022/Anfang 2023 von einem erheblichen strukturellen Überschuss gekennzeichnet und rutschte in eine massive Krise. Dank dem Engagement von Produzenten, Handel, Verarbeitung, Exportorganisationen, europäischen Abnehmern sowie auch unter Mithilfe des Bundes konnten tierschutzrelevante überbelegungen in den Schweineställen und ein noch drastischerer Rückgang der Schweinepreise weitestgehend verhindert werden. Im Dezember 2022 konnten dank der Unterstützung des Bundes 570 Tonnen Schweinefleisch eingefroren werden. Zur weiteren Entlastung des Schweinemarktes wurden von Dezember 2022 bis Juni 2023 rund 2’700 Tonnen Schweinehälften und 1’300 Tonnen Wurstfleisch ins europäische Ausland exportiert. Zur Finanzierung der Exporte wurde unter der Obhut von Proviande ein Fonds eingerichtet, welcher von den Schweinemästern und dem Handel mit rund 10,8 Millionen Franken gespiesen wurde.
Neutrale Klassifizierung in den Schlachtbetrieben
Gesamthaft hat Proviande im Geschäftsjahr 2023 in 21 Schlachtbetrieben klassifiziert. Hervorzuheben ist die Einstellung der Schlachtungen in Langnau, was zu einer Verlagerung der Schlachtungen nach Oensingen führte.
Neutrale Klassifizierung Schlachtkörper 2023 | Anzahl | Klassifizierung | Anteil |
---|---|---|---|
Grossvieh | 408'981 | 358'882 | 87,8% |
Kälber | 191'182 | 168'255 | 88% |
Schweine | 2'433'981 | 2'251'817 | 92,5% |
Schafe | 235'221 | 139'175 | 59,2% |
Kontrolle der Ermittlung des Schlachtgewichtes
Im Kontrolljahr 2023 hatten wir einen negativen Befund registriert. Dieser musste jedoch nicht an das BLW weitergemeldet werden, da die Nachkontrolle den Vorgaben entsprochen hat. Die Kontrolltätigkeit konnte weiter etabliert werden und die Kontrolleure und Schlachtbetriebe begegnen sich gegenseitig auf Augenhöhe. Der Austausch wird geschätzt.
Preisberichterstattung
Das System der Preisberichterstattung wurde im Jahr 2023 einer umfassenden Überprüfung unterzogen. Die grundlegende Frage musste geklärt werden, ob noch die richtigen Personen und Organisationen als Preismelder hinterlegt sind. Ebenfalls wurde die Gewichtung der einzelnen Akteure überprüft.
Umfangreiche Projekte
Gebührenpflichtige CH-TAX-Beanstandungen
Im Geschäftsjahr 2023 wurden die Vorbereitungen für die Einführung der gebührenpflichtigen Beanstandung getroffen. Mit der Anpassung der Verordnung über den Schlachtvieh- und Fleischmarkt (Schlachtviehverordnung) wird Proviande eine Gebühr bei Beanstandungen einführen, wenn keine Korrektur der Ersttaxierung resultierte. Grund für diese Massnahme war eine steigende Anzahl Beanstandungen, die zu keiner Korrektur des Klassifizierungsresultates führte. Das neue System wird per 1.1.2024 eingeführt. Während der Ausarbeitung – in Zusammenarbeit mit allen Branchenpartnern – wurde der Komplexität des Systems Rechnung getragen. So lassen sich zwei Besonderheiten hervorheben:
- Eine Freigrenze von 20 Tieren pro Jahr und Beanstander, damit sporadische Beanstandungen möglich bleiben.
- Entsteht ein wirtschaftlicher Verlust zwischen Markt und Schlachtbetrieb, wird keine Beanstandungsgebühr erhoben.
Altersbestimmung von Schlachttieren
Bis dato wurden die Schlachttiere aufgrund der Anzahl Schaufeln der jeweiligen Tierkategorie zugeteilt. Künftig soll dies mit dem biologischen Alter geschehen. Damit wird die Bestimmung tiergerechter, da beim lebendigen Tier nicht mehr ins Maul geschaut werden muss. Die Kommission Märkte und Handelsusanzen hat den Systemwechsel vorbereitet und dem BLW zur Anpassung der Verordnung eingereicht. Nach einer positiven Rückmeldung des BLW werden die Wochenpreistabellen entsprechend angepasst und die Branche rechtzeitig informiert.
Wochenpreise, Marktdaten und die Preisbildung beim Schlachtvieh: Hier finden Sie viele weitere Fakten rund um den Bereich K&M.
Stefan Muster
Geschäftsbereichsleiter Klassifizierung & MärkteSeit 2022 ist Stefan Muster für die Leitung des Geschäftsbereichs K&M zuständig. Der Geschäftsbereich Klassifizierung & Märkte führt im Auftrag des Bundes die neutrale Qualitätseinstufung von Lebendtieren und Schlachtkörpern durch, überwacht die öffentlichen Schlachtviehmärkte und kontrolliert die Ermittlung des Schlachtgewichts.