Klassifizierung & Märkte

Siedfleisch
Im Rahmen des Leistungsauftrages vom Bundesamt für Landwirtschaft überwachte Proviande die öffentlichen Schlachtviehmärkte, führte die neutrale Qualitätseinstufung von Lebendtieren und Schlachtkörpern durch und kontrollierte die Ermittlung des Schlachtgewichts.

Der Leistungsauftrag

Öffentliche Schlachtviehmärkte

Die überwachten öffentlichen Schlachtviehmärkte konnten planmässig durchgeführt werden. Praktisch während des ganzen Jahres herrschte auf den Rindvieh- und Schafmärkten eine gute bis sehr gute Nachfrage. An 647 Rindviehmärkten wurden insgesamt 59’268 Tiere vermarktet und an 282 Schafmärkten konnten 63’955 Tiere verkauft werden.

Marktentwicklung

Rinder und Kühe

Dem Markt entsprechend verhielt sich auch die Preisentwicklung für Bank- und Verarbeitungstiere. Kurz nach Jahresbeginn stiegen die Preise an und blieben sehr konstant. Saisonale Schwankungen waren kaum zu erkennen.

Kälbermarkt

Turbulenter verlief der Markt bei der Kategorie Bankkälber. Die stark sinkenden Preise in den ersten Wochen im Jahr konnten erst durch eine Marktentlastungsmassnahme gebremst werden. Im zweiten Semester erholte sich die Situation sehr schnell. Die sinkenden Angebote führten zu beachtlichen Höchstpreisen.

Schweinemarkt

Bei den Schweinen wurde die sehr stabile Marktlage aus dem Vorjahr gebrochen. Kontinuierlich stiegen die Angebote an und führten zu einem deutlichen Überangebot. Trotz hohen Schlachtzahlen stauten sich die Schweine auf. Die Folge davon waren regelmässige Preisabschläge bis zum Tiefpunkt von CHF 3.60.

Schafmarkt

Der Produktionsrückgang und die gute Nachfrage bei den Tieren der Schafgattung zeigten sich auch in der Preisbildung. Die Aktivitäten im Herbst mit Schweizer Lammfleisch belebten den Markt zusätzlich. Trotz den Alpentleerungen blieben die Preise auf ansprechendem Niveau konstant.

Neutrale Klassifizierung in den Schlachtbetrieben

Der Geschäftsbereich Klassifizierung & Märkte führte die neutrale Qualitätseinstufung 2021 in 22 Schlachtbetrieben durch. Seit April 2021 wird die neutrale Qualitätseinstufung neu auch im Schlachtbetrieb Avenches im Rahmen des Leistungsauftrages durch Proviande durchgeführt. Die Konzentration der Schlachtungen in den grössten Schlachtbetrieben war vergleichbar mit dem Vorjahr.

Der Stundenaufwand für die neutrale Qualitätseinstufung in den Schlachtbetrieben stieg sogar gegenüber dem Vorjahr aufgrund des höheren Schlachtvolumens sowohl im CH-Tax- als auch im Schweinebereich leicht an.

Tabelle: Neutrale Klassifizierung Schlachtkörper 2021

 

Anzahl Schlachtungen

Klassifiziert durch Proviande

Anteil klassifiziert in %

Grossvieh

405'104

351'545

86,8

Kälber

190'688

167'043

87,6

Schweine

2'544'399

2'346'129

92,2

Schafe

235'812

142'993

60,6

 

Marktinterventionen

Die pandemiebedingten Einschränkungen für die Gastronomiebetriebe hatten erneut Auswirkungen auf den Kalbfleischabsatz zu Beginn des Jahres. Um den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wurden 425 Tonnen Kalbfleisch vorübergehend eingefroren. Mit den sinkenden Angeboten und der guten Nachfrage im zweiten Semester konnten die Lager wieder freigegeben werden.

Im Gegensatz zum Vorjahr waren keine weiteren Marktentlastungsmassnahmen notwendig.

Kontrolle der Ermittlung des Schlachtgewichts

2021 war das dritte volle Kalenderjahr, in welchem Proviande die Einhaltung der Ausschlachtungsbestimmungen überwachte. Dies ermöglicht einen ersten vollständigen Jahresvergleich. Dabei zeigt sich, dass mit der Umsetzung dieses Auftrages in der Praxis das angestrebte Ziel erreicht werden konnte. Für alle Schlachtbetriebe gelten gleich lange Spiesse, was wesentlich zur guten Akzeptanz des Verfahrens in der Branche beiträgt. So war im Jahr 2021 keine Meldung von fehlbaren Schlachtbetrieben an das BLW nötig, womit auch keine Untersuchung eröffnet werden musste.

Umfangreiche Projekte

Vermeidung des Schlachtens von trächtigen Rindern und Kühen

Die erste Regelung wurde 2017 in der Branche eingeführt und aufgrund der Erfahrungen in der Praxis von der Arbeitsgruppe überarbeitet. Mit zusätzlichen Massnahmen und Präzisierungen in der Fachempfehlung sollen unbegründete Schlachtungen von trächtigen Tieren weitgehend verhindert werden. So wird zur Schlachtung eines trächtigen Tieres neu ein tierärztliches Attest benötigt und die Gebühr für unbegründete Schlachtungen auf CHF 200.– angehoben. Die von der Branche verabschiedete Fachempfehlung tritt am 1. Februar 2022 in Kraft.

Klassifizierungsgerät für Haartiere

Nach einem längeren Prüfungsprozess konnte die Eignungsprüfung für das BCC-3 mit der Validierung abgeschlossen werden. Die ambitiösen Mindestanforderungen wurden gemäss den Vorgaben erreicht, sodass Mitte Jahr das Zulassungsgesuch an das Bundesamt für Landwirtschaft eingereicht werden konnte. Die positive Beurteilung durch das BLW ist ein grosser Schritt in der Weiterentwicklung der Rindviehklassifizierung in den Schweizer Schlachtbetrieben. Das BCC-3 ist das erste elektronische Klassifizierungsgerät, welches in der Schweiz eingesetzt werden kann. Das Projekt konnte somit erfolgreich abgeschlossen werden. Ab 1. Januar 2022 ist das erste Gerät in der Schlachtbetrieb St. Gallen AG im Einsatz.

Peter Schneider

Peter Schneider

Geschäftsbereichsleiter Klassifizierung & Märkte

Der Geschäftsbereich Klassifizierung & Märkte führt im Auftrag des Bundes die neutrale Qualitätseinstufung von Lebendtieren und Schlachtkörpern durch, überwacht die öffentlichen Schlachtviehmärkte und kontrolliert die Ermittlung des Schlachtgewichts. Peter Schneider engagiert sich zudem bei der Aus- und Weiterbildung von Landwirten und bringt sein Know-how in diversen internen und externen Projekten ein.