Das Jahr 2021 im Überblick
Der Fleischmarkt
Die Schweizerinnen und Schweizer geniessen noch immer gerne ein Stück Schweizer Fleisch. Allen Medienberichten und politischen Forderungen zum Trotz blieb der Fleischverbrauch auch 2021 auf dem Niveau der Vorjahre bei 51,8 kg pro Person. Die inländische Produktion von Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch nahm leicht zu und zur Deckung der Nachfrage musste insbesondere mehr Rind- und Geflügelfleisch importiert werden als 2020. Der Selbstversorgungsgrad über alle Fleischsorten blieb unverändert bei knapp 81%.
Die Gastronomie hatte auch 2021 noch mit Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Im Januar wurden die Bestimmungen aus dem Dezember sogar noch verschärft und erst Ende Juni waren Restaurantbesuche wieder nahezu uneingeschränkt möglich. Die Konsumation spielte sich deshalb auch 2021 vermehrt in den eigenen vier Wänden ab. Der Absatz von Fleisch und Fleischprodukten im Detailhandel lag demnach auch 2021 über dem Niveau von 2019.
Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauches 2012–2021
* Methodenänderung ab 2017: Anpassung der Ausbeutefaktoren, Zunahme der Menge verkaufsfertiges Fleisch.
Statistische Daten über den Schweizer Schlachtvieh- und Fleischmarkt.
Schweinemarkt
Im Schweinemarkt konnte die Stabilität des Vorjahres nicht gehalten werden. Das Angebot stieg kontinuierlich an und das daraus entstehende Überangebot führte zu Preisabschlägen für die Produzenten. Nur im April, Mai und Juni wurden Importanträge gestellt und bewilligt. Der Verbrauch von Schweinefleisch blieb gegenüber dem Vorjahr konstant, der Selbstversorgungsgrad lag bei hohen 94%.
Rinder und Kühe
Der Grossviehmarkt war das ganze Jahr über sehr ausgeglichen. Die gute Nachfrage führte Anfang des Jahres zu einem Anstieg der Produzentenpreise, welche das ganze Jahr über konstant blieben. Die Nachfrage nach Rindfleisch war gut, der Verbrauch lag mit 11,5 kg/Kopf um 2% über dem Vorjahr. So mussten zur Deckung des Bedarfs regelmässig Verarbeitungsfleisch und Nierstücke importiert werden. Der Selbstversorgungsgrad sank dadurch leicht unter 80%.
Kälbermarkt
Der Markt für Bankkälber verlief auch 2021 turbulent. Durch die immer noch angespannte Situation im Gastronomieabsatzmarkt sanken die Preise Anfang Jahr und konnten nur durch Marktentlastungsmassnahmen aufgefangen werden. Anders in der zweiten Jahreshälfte: Die fehlenden Angebote für die wachsende Nachfrage führten zu Höchstpreisen für die Produzenten. Der Verbrauch an Kalbfleisch sank leicht auf 2¼ Kilo pro Person.
Vision und Mission
«Schweizer Fleisch geniesst eine hohe Wertschätzung und Anerkennung.» (Vision)
«Proviande ist Impulsgeberin, Botschafterin, Vermittlerin und Dienstleisterin.» (Mission)
2021 stand Proviande in mehreren Anliegen als Vermittlerin zur Verfügung. Die Diskussionen bei Massnahmen zur Verbesserung des Tierwohl, aber auch zur nachhaltigen Entwicklung der Fleischwirtschaft gewinnen immer mehr an Bedeutung und fordern die Branche, um gemeinsame Lösungen zu finden.
Als Botschafterin macht sie es sich zur Aufgabe, die Klimadiskussion mit Fakten zu untermauern und den Stellenwert von Fleisch in einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung zu bekräftigen. Dies nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit und Medien, sondern immer häufiger auch gegenüber Behörden und Politikern.
Als Impulsgeberin erweiterte Proviande 2021 ihren eigenen Wirkungskreis im Bereich Dienstleistungen und engagierte sich bei diversen Studien. So unterstützte Proviande zusammen mit der Branchenorganisation Milch eine Studie zum Klimaschutz in der Rindviehproduktion.
Marketingkommunikation «Schweizer Fleisch»
Der Schwerpunkt 2021 lag auf der Überprüfung der Marketing-Kommunikationsstrategie. Die übergeordneten Ziele wurden bezüglich Wirkungshebel und Zielgruppen überprüft. Aufgrund einer umfassenden Analyse wurden die bestehenden Massnahmen erweitert und angepasst. Die Strategie wird im Frühjahr 2022 vom Verwaltungsrat verabschiedet.
Wie kritisch die Massnahmen der Marketingkommunikation «Schweizer Fleisch» betrachtet werden, zeigt sich an der Anzahl politischer Vorstösse, die direkt oder indirekt eine Streichung der Bundesmittel für die Absatzförderung von Schweizer Fleisch verlangen, aber auch an der Anzahl Beschwerden, die bei der Lauterkeitskommission zu Aussagen von «Schweizer Fleisch» eingereicht, aber alle abgewiesen wurden.
Leistungsauftrag des BLW
Aufgrund ihrer Offerte für die Periode 2022 bis 2025 erhielt Proviande bereits zum siebten Mal den Zuschlag für die Leistungsvereinbarung mit dem Bundesamt für Landwirtschaft für Vollzugsaufgaben nach Artikel 26 der Schlachtviehverordnung, unter anderem zur Überwachung der öffentlichen Schlachtviehmärkte und zur neutralen Qualitätseinstufung von Schlachttieren.
Marktumfeld
Proviande bezieht Position
Die Fleischwirtschaft insgesamt und Proviande als Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft standen auch 2021 im Fokus der Politik und der öffentlichen Diskussion. Ergänzend zur Marketingkommunikation «Schweizer Fleisch» ist es deshalb wichtig, dass Synergien in der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, damit die Branche mit einheitlichen Botschaften und Argumenten auftritt.
Mit der Überarbeitung des Finanzierungsreglements können Eigenmittel der Branche wie bisher für die Marketingkommunikation «Schweizer Fleisch» sowie für Projekte zur Förderung von Qualität und Nachhaltigkeit eingesetzt werden, neu nun auch für die Unternehmenskommunikation und die Öffentlichkeitsarbeit. Damit bekräftigten die Mitglieder der Branchenorganisation den Willen, auch politisch Stellung zu nehmen bei Themen, welche die Wertschöpfungskette Fleisch betreffen.
Mit der Politarbeit werden in Allianzen mit weiteren Organisationen der Land- und Ernährungswirtschaft oder als Sprachrohr der Fleischbranche die politischen Parteien und Entscheidungsträger über die Positionierung der Fleischwirtschaft aufgeklärt. So beteiligt sich Proviande an der Abstimmungskampagne gegen die Massentierhaltungsinitiative.
Zusammenarbeit mit den Bundesämtern
Proviande nahm im Geschäftsjahr 2021 Stellung zu Änderungen von verschiedenen Verordnungen im Tierarzneimittelrecht, zum Gesetzesentwurf über die Gentechnik im Ausserhumanbereich (Verlängerung Gentechmoratorium) und zum landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2021. Hier bewirkten insbesondere die Stellungnahmen aus der Fleischbranche, dass in der Schlachtviehverordnung auf eine Verlängerung der Einfuhrperiode für Fleisch von Tieren der Rindviehgattung verzichtet wurde.
Proviande beteiligte sich im Herbst an der nationalen Seuchenübung NOSOS 21 des Veterinärdienstes Schweiz, in welcher ein fiktiver Ausbruch der afrikanischen Schweinepest beprobt wurde. Proviande als zentraler Kontakt zu und von den Behörden hat sich aus Sicht der Branche bewährt. Die Koordination der Informationen und Aktivitäten innerhalb der Branche wurde in einem Krisenausschuss unter der Leitung der Geschäftsstelle sichergestellt. Die Erkenntnisse wurden im Handbuch Krisenmanagement von Proviande aufgenommen.
Aus der Politik
Ein Grossteil der Postulate und Motionen, welche Proviande betrafen, wurden in den Sessionen jeweils in Form einer Kurzdebatte abgehandelt (Behandlungskategorie IV). So auch die unter diversen Titeln abgehandelte Forderung nach der Abschaffung der Absatzförderung für die Fleischwerbung.
In der Wintersession lehnte der Nationalrat den direkten Gegenvorschlag des Bunderats zur Massentierhaltungsinitiative ab, wie dies auch die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrates (WAK-N) bereits im Oktober tat. Damit ausgewählte Politiker für die Anliegen der Fleischwirtschaft (Produktion bis Konsum) einstehen konnten, wurden sie mit Hintergrundmaterial versorgt und in persönlichen Gesprächen informiert. Dadurch verfügten sie über Fakten zum Fleischmarkt allgemein und zum spezifischen Geschäft im Besonderen.