Dienstleistungen
DNA-Herkunfts-Check
Damit der DNA-Herkunfts-Check das Vertrauen der Konsumenten in die Deklaration fördern kann und dadurch die Wertschätzung für die qualitative Einzigartigkeit von Fleischprodukten aus einheimischer Produktion wächst, muss eine möglichst hohe Abdeckung angestrebt werden. Voraussetzung dazu ist, dass möglichst viele Schlachtbetriebe am Programm teilnehmen und alle teilnehmenden Schlachtbetriebe ihre geschlachteten Rinder und Kälber zu 100% beproben. Die 2020 erreichte Rückverfolgbarkeitsquote von 88% soll deshalb im Jahr 2021 weiter erhöht werden.
Im Bereich Markt-Monitoring wurden insgesamt rund 2400 Proben erhoben. Der Vergleich mit den DNA-Profilen der geschlachteten Tiere ergab eine Übereinstimmung von 93%. Von den rund 7% der Proben ohne Übereinstimmung war der grösste Teil auf Abweichungen im Warenfluss der teilnehmenden Verarbeitungsbetriebe zurückzuführen. Dank intensiver Zusammenarbeit im Rahmen der Dienstleistung «Wareneingangskontrolle» konnte durch Verbesserungsmassnahmen ein bedeutender Teil der Abweichungen im letzten Quartal eliminiert werden. Mittlerweile sind Offenverkauf im Detailhandel wie auch Einkäufe in gewerblichen Metzgereien feste Bestandteile des Markt-Monitorings. Mehr als 1900 Proben wurden hier erhoben. Auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse aus dem Markt-Monitoring konnte im Jahr 2020 kein Missbrauch in der Deklaration festgestellt werden.
2020 konnte das Markt-Monitoring auf die Gemeinschaftsgastronomie ausgedehnt werden. Mit der Teilnahme von bedeutenden Grossküchen konnte der DNA-Herkunfts-Check auf einen weiteren wichtigen Fleischteilmarkt erweitert werden.
Im Weiteren wurde die Datenerfassung im Markt-Monitoring optimiert, um mehr Flexibilität und höhere Effizienz zu erreichen.
Als besondere kostenpflichtige Dienstleistung wurden 2020 für swissherdbook aus 3000 bereits erhobenen DNA-Referenzproben von Tieren der Rasse Simmental (Code SI60) vertiefte und für die Zuchtwertschätzung geeignete DNA-Profile erstellt.
Ein 2020 realisiertes Videointerview über das Programm «DNA-Herkunfts-Check» mit einem österreichischen Journalisten zeigt das internationale Interesse. Verschiedene Kreise engagieren sich in Österreich für eine Herkunftsdeklaration für Lebensmittel.
Mehr zum DNA-Herkunfts-Check
Mittels DNA-Analyse kann geprüft werden, ob ein Stück Fleisch mit Deklaration Schweiz wirklich aus der Schweiz stammt.
Gedanken zur Weiterentwicklung
Im Jahr 2021 ist die Beprobung der Gemeinschaftsgastronomie als fester Bestandteil des Markt-Monitorings geplant. Im Detailhandel werden vermehrt verarbeitete Produkte wie Hackfleisch und restrukturierte Produkte in das Programm aufgenommen. Auch werden die zusätzlichen Dienstleistungen laufend erweitert. Ein besonderes Augenmerk soll der Kommunikation gewidmet werden.
Ombudsstelle Tierwohl lanciert
Die Ombudsstelle Tierwohl von Proviande wurde geschaffen, um Verstösse gegen Tierschutzbestimmungen durch Meldungen aus der Branche frühzeitig zu erkennen. Mit dieser Dienstleistung können Missstände in der Nutztierhaltung, beim Transport sowie in Schlachtbetrieben aufgedeckt und Massnahmen zur Beseitigung rasch eingeleitet werden.
Die Ombudsstelle wurde im August 2020 in Betrieb genommen. Bis Ende Jahr trafen fünf Meldungen ein, welche zur Bearbeitung an die zuständigen Stellen weitergeleitet wurden.
Die Ombudsstelle Tierwohl
Damit die Ombudsstelle Tierwohl die unterstützende Wirkung in der Branche entfalten kann, muss sie noch breiter bekannt gemacht und Berührungsängste müssen abgebaut werden.
IT-Projekte
Die Webapplikation «Nationales Schafmarkt-Programm» von Proviande konnte wie geplant 2020 realisiert werden. Damit können Marktdaten erfasst, Marktdokumente (z.B. Protokolle), Begleitdokumente auf Einzeltierbasis und Marktstatistiken erstellt und Tagesaufenthalte von Schafen und Lämmern an die TVD (auf Einzeltierbasis) gemeldet werden.
Businesscoaching
Das neue Förderprogramm für die Lebensmittel- und Landwirtschaftsbranche konnte 2020 – aufgrund der Coronapandemie – nicht mit der vorgesehenen Intensität realisiert werden. Coachings für Führungspersonen zur Teamperformance oder zur Förderung der Innovationskraft traten bei den Unternehmen in den Hintergrund. In dieser ausserordentlichen Lage galt es für die Unternehmen vor allem, die operativen Geschäfte aufrechtzuerhalten.
Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Wertesysteme gestalten sich derzeit auf vielen Ebenen um. Neue Bedürfnisse entstehen und der Wunsch, «sicheren Boden unter den Füssen» zu gewinnen, ist gross. Gespräche mit Unternehmen und Organisationen aus der Lebensmittelbranche bestätigten ausserdem: Der Druck der Öffentlichkeit, der Politik und der Medien auf die Fleischbranche nimmt weiter zu. Auch der Mangel an Nachwuchskräften in der Branche ist ein Thema.
Proviande beabsichtigt deshalb, den Fokus des Businesscoachings verstärkt auf den Umgang mit Medien und Öffentlichkeit sowie auf die Nachwuchsförderung zu legen. Sie hat das Angebot weiterentwickelt und unterstützt die Unternehmen zusätzlich mit Medientrainings oder Coachings für Auszubildende.
Mitarbeit in Gremien und Arbeitsgruppen zum Thema Nachhaltigkeit
Proviande ist Mitglied der Begleitgruppe (Sounding Board) «Antibiotikamanagement und Verhaltensänderung» und kann somit, insbesondere zum Forschungsthema Kälbergesundheit, die Sicht der Branche einbringen und Feedback geben.
Nachhaltigkeitsthemen prägten das Geschäftsjahr 2020 stark, insbesondere die Treibhausgasemissionen der Wiederkäuer waren ein Dauerthema. Proviande führte umfangreiche Literaturrecherchen durch und erstellte eine Faktensammlung aus diversen wissenschaftlichen Publikationen und Webinar-Vorträgen.
Ein durch das französische «Institut de l’Elevage» (IDELE) in Zusammenarbeit mit namhaften wissenschaftlichen Forschungsanstalten (z.B. INRA) entwickeltes Computerprogramm wurde evaluiert. Dieses Programm bewertet die Umweltauswirkungen auf der Ebene eines landwirtschaftlichen Betriebes mit Wiederkäuern, sowohl für Milch- wie auch für Fleisch- bzw. kombinierte Produktionsbetriebe, bezüglich der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Soziales. Die Effizienz der Betriebsprodukte (Milch, Fleisch) wird dabei in Relation zur Treibhausgasproduktion, zum Netto-Kohlenstofffussabdruck und zu der Kohlenstoffsenke, zum Stickstoffkreislauf, zur Biodiversitätsentwicklung und zum Ernährungspotenzial des Betriebes in einfach verständlicher Form – sprachlich und grafisch – dargestellt. Dem Betriebsleiter steht ein Massnahmenkatalog zur Verfügung, mit welchem er seinen Betrieb im Bereich Nachhaltigkeit verbessern kann. Das Programm wird bereits in Frankreich und anderen europäischen Ländern angewendet und von in diesen Ländern wichtigen Akteuren der Milch- und Fleischbranche unterstützt. Diese Programmprüfung fand in Zusammenarbeit mit Agridea und Mutterkuh Schweiz statt. Unter anderem basierend auf diesen Erkenntnissen haben die Branchenorganisation Milch und Proviande mit Unterstützung des BLW bei Agridea das Projekt Klimaschutz in der Rindviehwirtschaft in Auftrag gegeben. Dieses wird 2021 durchgeführt.
Proviande betreute auch 2020 das Sekretariat der Fachgruppe für tierschutzkonforme Tiertransporte und Schlachthöfe. Unter anderem wurden die Bedürfnisse der Branche für eine Branchenlösung für tier- und praxisgerechte Tiertransportbestimmungen mittels einer Umfrage geprüft, beurteilt und entsprechende Massnahmen definiert.
Seit 2018 verwaltet Proviande administrativ den Fonds zur Anschubfinanzierung der Schweine-Plus-Gesundheitsprogramme. Dabei steht die korrekte Abwicklung des auf drei Jahre befristeten Fonds in Koordination mit der Identitas AG, der Qualitas AG und den Projektträgern im Zentrum. Im Weiteren erstellt Proviande die Quartalsberichte sowie den jährlichen Fondsbericht.
Vorschau auf Projekte ab 2021
Zusammen mit der BO Milch ist Proviande Auftraggeberin und Mitglied der Steuerungsgruppe. Ziel des Projektes ist es, eine gemeinsame Strategie der Rindviehbranche für sinnvolle, messbare, umsetzbare und von der Politik anerkannte Massnahmen im Klimaschutz zu entwickeln.
Zusammen mit der BO Milch ist Proviande Auftraggeberin dieses Projekts. Ziel ist die Entwicklung eines einfachen Mengenmodelles für die Rindviehwirtschaft. Dieses Modell wird die Auswirkung bei Veränderungen von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und/oder politischen Parametern auf die Anzahl Tiere der Rindviehgattung aufzeigen.
Blaise Perrey
Geschäftsbereichsleiter DienstleistungenProviande bietet verschiedene Dienstleistungen für die Fleischbranche an. Der dafür zuständige Geschäftsbereich leitet den DNA-Herkunfts-Check, führt die Ombudsstelle Tierwohl, betreut das Branchenreglement Suisse Garantie und führt die Fleischmarktstatistik. Daneben analysiert der Geschäftsbereich den Schweizer Fleischmarkt und publiziert entsprechende Statistiken. Verschiedene Auftraggeber aus der Fleischbranche nehmen zusätzliche Dienstleistungen auf privatrechtlicher Basis in Anspruch.