Die Geschichte von Proviande
«GSF» - Die Vorgängerorganisation (1949 – 1998)
Vor 75 Jahren befand sich die Schweiz in der Nachkriegszeit und die Versorgung der Bevölkerung stand an erster Stelle. 1949 wurde dafür die Genossenschaft für Schlachtvieh- und Fleischversorgung (GSF) als Organisation der Schweizer Fleischbranche gegründet. Mitglied des Genossenschaftsverbandes waren die Spitzenverbände der Händler und Importeure, der Produzenten und der Konsumenten. Die Verwaltung bestand aus einem «neutralen» Präsidenten sowie 24 Vertretern der Mitgliederorganisationen. An den Verwaltungssitzungen nahmen auch Vertreter der Bundesbehörden teil (Bundesamt für Veterinärwesen, Bundesamt für Landwirtschaft, Bundesamt für Aussenwirtschaft, eidgenössische Preiskontrollstelle). Georg Rutishauser, der erste Präsident, war zeitgemäss ein Oberkriegskommissär und Metzger. Die zentralen Aufgaben der GSF waren die Organisation der Vermarktung des Schlachtviehs in der Schweiz und die Fleischbeschaffung. Als Organisation des privaten Rechts, der öffentlich-rechtliche Aufgaben übertragen wurden, war die GSF der Aufsicht des Bundesrates unterstellt.
Angestrebt wurde eine Anpassung der Produktion an die Bedürfnisse des Inlandmarktes sowie die Realisierung von Schlachtviehpreisen, welche die Kosten der Produktion deckten. Dazu wurden Richtpreise festgesetzt, welche auf den von der GSF organisierten Grossvieh-, Kälber- und Schafmärkten verbindlich waren. Fanden Produzenten auf diesen öffentlichen Märkten keinen Käufer für ihre Tiere, war die Annahmekommission verpflichtet, die Tiere zum Richtpreis zu kaufen. Die aufgekauften Tiere wurden dann den importberechtigten Handelsfirmen zugeteilt. Durch diese «Inlandleistung» erhielten die importberechtigen Handelsfirmen Einfuhrkontingente. Denn der Import von Schlachttieren, Fleisch, Schlachtnebenprodukten und Fleischwaren war Metzgereibetrieben und Schlachtviehhandelsfirmen mit Mindestumsätzen im Inland vorbehalten. Die Kontingentsanteile wurden in Relation zur Inlandleistung festgelegt. Bewilligt wurden die jeweiligen Importmengen vom Bundesamt für Landwirtschaft auf Antrag der GSF.
Weitere Bilder aus den Jahren 1950 - 1990
Im Zusammenhang mit den agrarpolitischen Reformen und dem neuen Landwirtschaftsgesetz von 1998 wurde die Schlachtviehverordnung revidiert und die GSF aufgelöst. An ihre Stelle ist die privatrechtlich organisierte Genossenschaft Proviande getreten.
Restrukturierung Genossenschaft und Gründung von Proviande (1999-)
Seit 1999 heisst die Branchenorganisation der Schweizerischen Fleischwirtschaft «Proviande». Wie bei ihrer Vorgängerorganisation setzen sich die Mitglieder aus Organisationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette Fleisch zusammen – von Produzierenden über Verarbeitende und Handelnde bis hin zu den Konsumierenden. Mit der Änderung des Agrargesetzes vergab der Bund Leistungsaufträge für die Erfassung und Kontrolle der Gesuche um Zollkontingentanteile, für die Überwachung von öffentlichen Märkten sowie für die neutrale Qualitätseinstufung. Der Leistungsauftrag für die Vollzugsaufgaben auf dem Schlachtvieh- und Fleischmarkt wird alle vier Jahre vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) ausgeschrieben. Proviande hat seit dem Jahr 2000 jeweils den Zuschlag dafür erhalten.
Mit dem neuen Agrargesetz war die Finanzierung der Kommunikationsmassnahmen mit Hilfe des Rückstellungsfonds nicht mehr möglich. Gestützt auf die landwirtschaftliche Absatzförderungsverordnung beteiligte sich der Bund fortan zu maximal 50 % an den Kosten der Kommunikationsmassnahmen für Schweizer Landwirtschaftsprodukte, sofern die Branche entsprechend Eigenmittel aufbringt. Proviande erarbeitete ein Konzept zur Beschaffung der Eigenmittel in der Branche, um die Unterstützung des Bundes beanspruchen zu können. Bis heute entscheidet der Bund alljährlich auf Grund von Projekteingaben, Wirkungskontrollen und Budget über die Höhe Beiträge an die Kommunikationsmassnahmen zur Absatzförderung von Schweizer Fleisch.
Aktuell ist die Proviande in fünf Geschäftsbereiche aufgeteilt:
Dienstleistungen
Der Geschäftsbereich Dienstleistungen analysiert den Schweizer Fleischmarkt, publiziert entsprechende Statistiken und erstellt Schlachtviehabrechnungen für verschiedene Marktorganisationen. Mit dem DNA-Herkunfts-Check betreibt Proviande ein System für eine verlässliche Herkunftsdeklaration von Schweizer Kalb- und Rindfleisch (www.proviande.ch/dna).
Ausserdem wurde 2020 die Ombudsstelle Tierwohl eingeführt, bei der Akteure der Branche die Möglichkeit haben, Tierschutzverstösse frühzeitig zu melden, damit entsprechende Massnahmen eingeleitet werden können.
Klassifizierung und Märkte
Der Geschäftsbereich Klassifizierung und Märkte führt im Auftrag des Bundes die neutrale Qualitätseinstufung von Lebendtieren und Schlachtkörpern durch, überwacht die öffentlichen Schlachtviehmärkte und kontrolliert die Ermittlung des Schlachtgewichts. Ausserdem arbeitet dieser Geschäftsbereich bei internen und externen Projekten mit und leitet Aus- und Weiterbildungskurse.
Kommunikation
Der Geschäftsbereich Kommunikation gliedert sich in den Bereich Marketingkommunikation "Schweizer Fleisch" und den Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Die Massnahmen der Marketingkommunikation sollen die Unterschiede von heimisch produziertem Fleisch gegenüber ausländisch produziertem Fleisch einer breiten Bevölkerung bekannt machen. Die Öffentlichkeitsarbeit erarbeitet Positionspapiere für Behörden und Politik und betreibt die Medienstelle.
Entwicklung und Nachhaltigkeit
Der Geschäftsbereich Entwicklung und Nachhaltigkeit leitet und fördert verschiedene Projekte mit dem Ziel, die Wertschöpfungskette der Fleischwirtschaft in der Schweiz nachhaltiger zu gestalten. Dazu gehören unter anderem Massnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung («Food Waste») sowie die Förderung einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Fleischwirtschaft. Darüber hinaus ist dieser Geschäftsbereich dafür verantwortlich, dass Proviande als zentrale Organisation der Schweizer Fleischwirtschaft den künftigen Herausforderungen gewachsen ist, bestehende Kompetenzen stärken und neue aufbauen kann. Zudem koordiniert der Geschäftsbereich als Brückenbauer und Vermittler verschiedene Projekte und nutzt sein Netzwerk zur Unterstützung brancheninterner Anliegen.
Interne Dienste
Der Geschäftsbereich Interne Dienste erfüllt vielfältige Aufgaben in den Bereichen Finanzen, Personal, IT und Sekretariat. Zudem unterstützt er das Unternehmen dank stetiger Optimierung der organisatorischen Ablaufprozesse und Strukturen.